In dieser unruhigen und schnelllebigen Zeit tut es so ungeheuer gut, mit einem Menschen zu reden, der uns das Gefühl vermittelt, ganz Ohr zu sein. Jemand, der nicht dauernd auf die Uhr schaut und uns signalisiert, dass er eigentlich schon längst anderswo sein müsste. Wenn unser Gegenüber uns beim Gespräch in die Augen schaut, dann tut das gut. Wir fühlen uns ernst genommen, und es fällt uns leicht, auch persönlichere Gespräche zu führen und zu sagen, was uns wirklich auf der Seele liegt.
Wir brauchen solche wohltuenden Gespräche, und unsere Kinder brauchen sie noch viel mehr. Kinder neigen dazu, recht deutlich auf sich aufmerksam zu machen, unsere ganze Aufmerksamkeit zu fordern. Sie möchten uns von dem, was sie erlebt haben, erzählen und uns und unsere Aufmerksamkeit ganz für sich haben und von uns ernst genommen werden. In unserem geschäftigen Alltag kann das manchmal ganz schön nervig sein, und natürlich müssen Kinder auch lernen, dass sie nicht immer im Mittelpunkt stehen und wir nicht immer Zeit für sie haben können. Umso wichtiger aber, dass wir nach Gelegenheiten Ausschau halten, in denen wir den Kindern „Oasen der Aufmerksamkeit und Zuwendung“ einräumen. Zeiten, in denen wir ihnen zeigen, dass wir jetzt ganz Ohr für sie sind, uns ihnen zuwenden und sie wirklich ernst nehmen. Kinder brauchen unsere Zuwendung, nicht nur Zuwendungen in Form von Geschenken, die sagen sollen, wie lieb wir sie haben, sondern wirklich unsere Zu-Wendung. Sie brauchen es, dass wir sie anschauen, vielleicht in den Arm nehmen, um ihnen zu zeigen – jetzt bin ich ganz für dich da, jetzt hast du meine ungeteilte Aufmerksamkeit, und ich möchte gerne hören, was du zu sagen hast. Leider gehen viele gute Gelegenheiten dafür oft verloren. Wie oft läuft der Fernseher während der Mahlzeiten und nimmt uns einen Teil unserer Aufmerksamkeit. Wie oft liegt das Handy auf dem Tisch und verlockt dazu, zwischendurch eine Textnachricht zu öffnen.
Mich macht es sehr betroffen, wenn ich in einer Innenstadt spazieren gehe und dabei bemerke, wie viele gar nicht die Stadt wahrnehmen, noch nicht einmal die Schaufenster anschauen, sondern die ganze Zeit auf ein Handy starren. Besonders schlimm, wenn das auch Eltern tun, während sie mit ihrem Kind unterwegs sind. Das Kind plappert munter vor sich hin, und die Eltern reagieren gar nicht. Schade, Chance verpasst.
Ich erinnere mich noch so gut an die Spaziergänge mit meinen Kindern – hier gab es einen Käfer zu entdecken, da eine wunderbare Blume zu bestaunen. Ich habe an der Hand meiner Kinder das Staunen über Gottes wunderbare Schöpfung wieder neu gelernt, hab mich erinnert an die Zeit, als ich selber noch mit großen Kinderaugen die Welt entdeckt habe. Jeder Baum, jede Planze, jedes Tier, das wir sehen kann uns dabei zu einem Gleichnis werden von Gottes Liebe und Zuwendung zu uns Menschen. An der Hand und mit den Augen unserer Kinder können wir das ganz neu erfahren. Wie ungeheuer groß Gottes Liebe und Zuwendung zu uns Menschen ist, dürfen wir gerade jetzt in der Weihnachtszeit erfahren.
„Gott ist groß, unfassbar groß und wurde doch so klein. Als Kind kam er in unsre Welt, um uns ganz nah zu sein.“
Dies ist der Anfang eines Weihnachtsliedes von Uwe Lal; auf dieser Seite finden Sie unter Videos dieses Lied, gesungen und mit passenden Bewegungen ergänzt von Uwe Lal. Veröffentlicht ist das Lied auf der CD „Vom Laternenfest zum Weihnachtsbaum“.