Meine Kinderkonzerte stehen unter dem Motto „Mitmach- und Mutmachkonzerte“; gerade das Mutmachen ist mir dabei besonders wichtig. Mit Liedtiteln wie „Du bist spitze“, Wir sind Wunderkinder“, „Ich kann so viel, da muss ich selber staunen“ und „Wir sind stark“ versuche ich die Kinder zu ermutigen. Ganz fest soll sich die Botschaft bei ihnen verankern: Du bist etwas Besonderes, ein wertvolles Geschöpf Gottes. Du kannst schon so viel, hast viele Fähigkeiten, auf die du stolz sein kannst. Du wirst noch viele Fähigkeiten in dir entdecken, und was du jetzt noch nicht kannst, schaffst du vielleicht in ein paar Jahren. Ist das übertrieben? Ich glaube nicht.
In den ersten Jahren unseres Lebens prägt sich unsere Grundhaltung zu uns selbst und zum Leben. Der Grundstock dafür, ob ich ein ängstlicher, unsicherer Erwachsener oder aber ein selbstbewusster, neugieriger, kreativer und positiver Mensch werde, wird schon in den ersten Lebensjahren gelegt. Wenn ich immer wieder hören musste: „Das schaffst du ja doch nicht, lass mich das für dich machen…“, dann schleppe ich diese vielen „Neins“ wie Ballast durch mein ganzes Leben. Wenn ich aber erlebt habe, dass meine Mitmenschen und vor allem meine Familie an mich glauben, mir etwas zutrauen und mich bei Schwierigkeiten ermutigen, dann kann ich befreiter und selbstbewusster ins Leben gehen.
Die Kindergartenjahre sind dabei besonders wichtig. Im Kindergarten gibt es noch keinen Leistungsdruck, ich kann mich ausprobieren, neue Fähigkeiten entdecken. Wenn erst die Schule beginnt, dann steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass ich an meine Grenzen komme, dass ich erkennen muss, ich kann eben doch nicht alles. Diese Hürden zu überwinden und auch mit unseren Grenzen umgehen zu lernen fällt uns viel leichter, wenn wir schon in frühen Jahren ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln konnten.
Auch wenn das in der Theorie gut klingt, ist es in der Praxis oft nicht einfach. Ein Beispiel? Eine Situation im Kindergarten, die ich oft erlebt habe. Die Eltern holen ihr Kind aus dem Kindergarten ab; das Kind versucht, sich die Straßenschuhe anzuziehen und selbst eine Schleife zu binden, was sie in der Gruppe grad geübt haben. Aber es dauert… Genervter Kommentar der Eltern: „Nächstes mal kaufen wir wieder Schuhe mit Klettverschluss, das geht schneller“. Dasselbe beim Versuch des Kindes, den Reißverschluss der Jacke selbst zu schließen: „Lass mich das schnell machen!“. Natürlich meinen wir das nicht böse, wollen unserem Kind wirklich helfen, aber es sind trotzdem entmutigende „Neins“. Etwas liebevolle Geduld und einige aufmunternde Worte von uns könnten Wunder bewirken.
Und noch etwas aus meinem eigenen Familienleben: Unser Sohn hat eine leichte Spastik, die ihn motorisch einschränkt. Wie oft habe ich meinem damals 10 jährigen Sohn das Nutellabrot geschmiert, weil ich die Sauerei vermeiden wollte, die bei seinen eigenen Versuchen oft entstand. Aber auch wenn er definitiv da seine Schwierigkeiten hatte, kann ich ihm ja nicht sein Leben lang Brote schmieren, muss mich stattdessen bemühen, dass er auch allein gut zurechtkommt. Ermutigende Worte, Geduld und vielleicht ein „griffigeres“ Messer hätten meinem Sohn sicher mehr geholfen als mein Versuch, ihm die Schwierigkeiten abzunehmen. Wenn Sie mögen, hören Sie doch einmal in eines meiner Mutmachlieder rein.
Der Titel „Sag bitte nicht, das kann ich nicht“ sagt schon alles, Sie finden es auf der CD „Wir Kindergartenkinder“ im Shop.